Marie hat einen "Service Civique" gemacht, quasi ein Französischer Zivildienst. Den kann man auch als EU-Staatsbürger mache und jetzt haltet euch fest, sogar schon ab 16 Jahren. Dafür braucht man dann natürlich das Einverständnis der Eltern. Marie selbst war 17, als sie den Freiwilligendienst gemacht hat.
Foto: Marie R. |
Je nach Behinderungsgrad der Person arbeiten diese dort in verschiedenen Bereichen: in Schreinerei, Tischlerei, Gärtnerei, Küche, Baumfällerei und einer auf die Beschäftigung der schwächeren und stärker durch die Behinderung eingeschränkten Menschen ausgelegten Werkstatt.
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In der Vorweihnachtszeit, die genau betrachtet bereits im Oktober begann, ging es in allen verschiedenen Arbeitsbereichen (mit Ausnahme vielleicht der Küche) los mit der Arbeit für den Ende November angedachten alljährlichen Weihnachtsmarkt.
Die Schreinerei baute kleine Holzkisten mit Holzspreiseln aus der Baumfällerei zum Anschüren für Holzöfen, die Tischlerei baute alle Arten von Tischen und Lampenfüßen, die Gärtnerei pflanzte Weihnachtssterne ein.
Ich selbst arbeitete in der Werkstatt, die die schwächeren Leute beschäftigte. Zusammen buken wir Gewürzbrot und kleinere Backwaren (Plätzchen sind in Frankreich eher unbekannt), bastelten alle Arten von Papiersternen, machten Laubsägearbeiten für Weihnachtskrippen, als Dekoration zum Aufhängen an den Christbaum, sägten Holzpuzzels aus und bemalten diese. Wir bekamen auch viele Obstspenden und machten viele Sorten von Marmelade. All diese verschiedenen Dinge verkauften wir an unserem Weihnachtsmarkt, der über zwei Tage ging und viele Besucher anlockte.
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Aber nicht nur diese: es kamen auch andere Verkäufer aus ähnlichen Projekten, mit denen wir auch über das Jahr viel Kontakt pflegten. Diese stellten auch in kleineren Wohnprojekten mit z. B. ehemaligen Obdachlosen oder depressiven Menschen Mosaikbilder her. Mit diesen Leuten, die zum Verkauf ihrer Waren zu Besuch gekommen sind, feierten wir auch gleich den ersten Advent.
Das lief so ab: die Gemeinschaft, in der ich den Freiwilligendienst verbracht habe, besteht aus drei dezentralen Wohngruppen. An den ersten drei Adventen wurde jeweils in einem der Häuser gefeiert.
In Frankreich feiert man wie in Deutschland auch mit einem Adventskranz und vier Kerzen. Ebenso wird ein Christbaum für den Heiligabend geschmückt, wie bei uns.
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Am vierten Advent schließlich versammelte sich dann die ganze Gemeinschaft, die aus ca. 80 Leuten besteht, in einem großen Saal und feierte dort auf den heiligen Abend hin.
Der Heilige
Abend selbst lief dann wie folgt ab: in den einzelnen Häusern wurde um fünf Uhr
ein vorgezogenes Abendessen gemacht.
Um sieben Uhr waren dann alle zur heiligen Messe in der großen Kirche in der nächstgrößeren Stadt versammelt.
Die
Gemeinschaft, in der ich war, gehört zur Arche Frankreich und beruft sich auf
christliche Grundwerte. Deswegen war der Gottesdienst ein ganz zentrales
Element des Abends und wurde sogar von Mitarbeitern, Freunden, Bekannten und
Kindern der Gemeinschaft moderiert, d. h. sie bildeten das Orchester, lasen die
Bibelverse und animierten die Messe, in der es kein klassisches Krippen-Singspiel
gab, sondern von Weihnachten rund um den Globus handelte.
Um sieben Uhr waren dann alle zur heiligen Messe in der großen Kirche in der nächstgrößeren Stadt versammelt.
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Nach dem Gottesdienst fuhren dann alle zurück in eines der drei Wohnhäuser. Jedes Haus hatte vorher schon Kuchen, Apfel- und Früchtebrot gebacken und brachte nun seine Leckereien dorthin mit. Den Weihnachtsabend verbrachten dann alle gemeinsam damit, neben heißer Schokolade zu schlürfen und Gebäck zu essen, mit dem Singen von Weihnachtsliedern und mit Gesprächen. Es waren an diesem Weihnachtsabend sehr viele der Menschen mit Behinderung der Gemeinschaft anwesend sowie die Mehrzahl der Betreuer aus den Häusern, wie ich ebenso eine war. Zusätzlich waren aber auch die festangestellten Mitarbeiter anwesend, teilweise mit deren Ehepartnern und Kindern. Somit waren wir eine wirklich große Anzahl von Leuten und es herrschte eine richtig gute Stimmung. Die Feier ging mindestens drei Stunden lang.
Die Bescherung,
wie in Frankreich üblich, fand erst am 25. Dezember zum Frühstück im kleinen in
den einzelnen Wohnhäusern statt. Dazu hatten wir wieder schön einen Tisch
gedeckt und kleine Knabbereien wie meine restlichen Plätzchen und Stollen aus
dem Elsass bereit gestellt. An Weihnachten 2013 wurde "gewichtelt":
Über die Adventszeit hinweg war es bereits die Aufgabe der Wichtel, der zu
beschenkenden Person immer wieder kleine Aufmerksamkeiten zu machen, ohne dass
diese bemerkt, von wem sie kommen. Am 25. wurde das Geheimnis dann aufgelöst
und ein etwas größeres Geschenk als es die vorherigen waren überreicht. Da wir
uns in den Häusern intern sehr gut kannten, waren die Geschmäcker der einen
oder anderen bekannt und es kamen sehr passende und lustige Geschenke an, die
zu viel Gelächter führten. Auch wenn es dem einen oder der anderen, gerade den
Personen mit Behinderung, nicht leicht gefallen war, die ganze lange Adventszeit
das Geheimnis für sich zu behalten, so war es doch fast immer gelungen, die
jeweils andere Person zu überraschen.
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Mit dem 25. Dezember war Weihnachten dann auch schon wieder sehr schnell vorbei, denn die verbliebenen Hausbewohner, die noch nicht zu ihren Familien gefahren waren, holten dies an den Feiertagen nach. Die Nachweihnachtszeit gestaltet sich in der Gemeinschaft in aller Regel sehr ruhig. 2014 fuhr ich wieder zu Weihnachten hin.
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Am Abend des 25. machte eine kleine Gruppe, in der ich dabei war, einen Spaziergang am Meer (das Dorf, in dem ich lebte, liegt nur 5 km vom Atlantik entfernt). In der Bretagne ist es auch an Weihnachten nicht richtig kalt und so genossen wir bei lauen geschätzten 10 °C den Sonnenuntergang.
In den Tagen bis Weihnachten folgen noch viele weitere Erfahrungen von Weihnachten Weltweit.
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