Lukas hat einen geförderten Freiwilligendienst über weltwärts in Südafrika gemacht und berichtet hier von seinen Erfahrungen.
Fortsetzung von Teil IV...
Wenn die erste Begeisterung allmählich abflaut und der Alltag Einzug hält, beginnen oft die bereits angesprochenen „Down“-Phasen. Das Gefühl, jeden Tag alles zu geben und doch nichts zu verändern macht sich breit. Man sieht und erfährt immer wieder schlimme Dinge: Kinder mit AIDS, Todesfälle im Umfeld, Krawalle und Gewalt, die Armut in den Townships an sich… das machte mich zumindest oft sehr nachdenklich und führte zu sowas wie Selbsthass. Wieso hatte ich es verdient, in einer sicheren Umgebung mit allem drum und dran zu wohnen, während wenige Kilometer entfernt die Straßen brannten? Nur weil ich weiß und deutsch und männlich war? Man möchte gerne Robin Hood spielen. Doch ein Teil der Einsicht ist: wir Freiwilligen verändern in einem Jahr nicht die Welt. Aber wir arbeiten nachhaltig daran, schaffen Bewusstsein und pflanzen etwas, das vielleicht viel später mal blüht. Dass ein deutscher, weißer Mann in einem afrikanischen Kindergarten steht, Lieder auf isiXhosa trällert und dann Seifenblasen durch die Straßen pustet, ist etwas Unvorstellbares gewesen für die meisten Township-Communities. Und ich weiß jetzt, dass es in Khayelitsha-SST Town II nicht mehr so ist. Weil es dort Eltern gab, die bei meinem Abschied geweint haben. Und Kinder, die „Hoppe, hoppe, Reiter“ vielleicht auch einmal ihren Kindern beibringen werden.
Fortsetzung von Teil IV...
Wenn die erste Begeisterung allmählich abflaut und der Alltag Einzug hält, beginnen oft die bereits angesprochenen „Down“-Phasen. Das Gefühl, jeden Tag alles zu geben und doch nichts zu verändern macht sich breit. Man sieht und erfährt immer wieder schlimme Dinge: Kinder mit AIDS, Todesfälle im Umfeld, Krawalle und Gewalt, die Armut in den Townships an sich… das machte mich zumindest oft sehr nachdenklich und führte zu sowas wie Selbsthass. Wieso hatte ich es verdient, in einer sicheren Umgebung mit allem drum und dran zu wohnen, während wenige Kilometer entfernt die Straßen brannten? Nur weil ich weiß und deutsch und männlich war? Man möchte gerne Robin Hood spielen. Doch ein Teil der Einsicht ist: wir Freiwilligen verändern in einem Jahr nicht die Welt. Aber wir arbeiten nachhaltig daran, schaffen Bewusstsein und pflanzen etwas, das vielleicht viel später mal blüht. Dass ein deutscher, weißer Mann in einem afrikanischen Kindergarten steht, Lieder auf isiXhosa trällert und dann Seifenblasen durch die Straßen pustet, ist etwas Unvorstellbares gewesen für die meisten Township-Communities. Und ich weiß jetzt, dass es in Khayelitsha-SST Town II nicht mehr so ist. Weil es dort Eltern gab, die bei meinem Abschied geweint haben. Und Kinder, die „Hoppe, hoppe, Reiter“ vielleicht auch einmal ihren Kindern beibringen werden.
Was mir auch immer ganz prima aus der Lethargie geholfen hat, waren natürlich
Ferien. Es ist ja nicht so, dass ich nicht rumgekommen wäre, völlig im
Gegenteil. In zwei Roadtrips habe ich mit drei Kumpels ganz Südafrika und
Namibia ausführlich durchkreuzt. Zu beiden Reisen habe ich ganze zwei
Tagebücher vollgeschrieben, so viel Verrücktes gab es zu erleben. Insgesamt hatten
wir rund 12 Wochen frei, da lässt sich einiges anstellen. Einmal habe ich mich
auch einfach in einen Bus nach Johannesburg gesetzt und Freiwillige dort
besucht, die ich auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt hatte.
Das ist
übrigens auch ein sehr starker Rückhalt, diese Gemeinschaft. Und genauso toll
war deswegen auch das Zwischenseminar in der Karoo-Wüste mit den Freunden aus
allen Projekten im südlichen Afrika. Die „Freunde“-Mentoren fanden da genau die
richtigen Methoden, um die Motivation und die Euphorie vom Anfang wieder aufleben
zu lassen, die Gemüter zu resetten. Das Seminar fand zeitgleich mit meiner
„Halbzeit“ statt und war auch deswegen ein echter Meilenstein in meinem
Auslandsjahr – sechs Monate war ich nun schon hier und wenn ich zurückblickte:
wow, was da schon alles passiert war – das wurde dort ganz besonders
reflektiert. Und es wurde umso deutlicher, was auch mit mir persönlich an jedem
dieser Tage passiert war. Ich hatte mich schon jetzt verändert, durch neue
Gewohnheiten, neue Herangehensweisen an Probleme - sogar meine Art zu sprechen
hatte sich irgendwie verändert.
Mit diesen Impulsen ging auch die sog. Schaffensphase
bei vielen los, die einen so richtig pusht. Bei Sabantwana hatten wir plötzlich
richtig viel zu tun. Man wusste: jetzt sind es nur noch weitere sechs Monate;
es wird Zeit, meine Spuren zu hinterlassen. Als Neuling konnte man sich ohnehin
noch nicht so in die Dinge im Kindergarten einmischen, aber jetzt war es an der
Zeit, den Leiterinnen mal Vorschläge zu präsentieren. In den Educares wurde
jetzt also munter gestrichen, gebaut, aufgebessert, erneuert und auf Ausflüge
gegangen. Auch ich war recht aktiv: eine Toilette ersetzte unsere Plastikeimer,
das Dach wurde mehrfach repariert, wir fuhren einen Tag in den botanischen
Garten (was ich zu einem der schönsten Erlebnisse zähle). Ein anderes Educare
musste komplett abgerissen und neu aufgebaut werden – dafür haben wir einen
Freiwilligen-Bautrupp zusammengestellt und losgelegt. Das war vielleicht eine
Schau für die Leute im Township Samora Machel: eine Gruppe junger Deutscher
hämmerte, grub und betonierte bis sie von oben bis unten dreckig und
verschwitzt waren!Zuletzt konnte ich bei mir auch noch Geld für ein Klettergerüst auftreiben – gesehen habe ich es aber nur auf Bildern, denn als es fertig war, war ich schon wieder nach Deutschland verbannt worden.
Fortsetzung folgt...
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